Kräutergarten

Kräuterwissen

Silvia Kienle im Gespräch über Ihre Kräuter und Verwendung im Winter - In der ersten Ausgabe des Blättles durften wir schon einiges über den persönlichen Bezug von Silvia Kienle zum Thema Kräuter erfahren. Nun möchten wir mit ihr ganz speziell über die Verwendung von Kräutern in der kalten Jahreszeit sprechen.

Oft greifen wir bei den ersten Anzeichen einer Erkältung bzw. Grippe zu Medikamenten. Diese unterdrücken die Symptome aber oft nur. Was können wir aus unserem Garten verwenden, damit wir bei einer ankommenden Schwäche gut ausgestattet sind?

Im Garten, aber auch in der freien Natur können wir vieles finden, welches die Ursache und Entzündung einer Erkältung bekämpft. Die erste Entzündungsreaktion bei einer Grippe beginnt in der Regel in der Nase und den Nebenhöhlen. Wenn sich Schleim in den Atemwegen bildet und unsere Nase beginnt zu verstopfen, führt dies oft zu Kopfschmerzen, die Bronchien sind irritiert und wir beginnen zu husten. Entzündungshemmend aber auch gleichzeitig stärkend wirken zum Beispiel die Brennessel und die Holunderblüte. Brennessel wird oft als Unkraut bezeichnet, kann aber als Tee wahre Wunder wirken. Diese beiden Kräuter in Form von Tee, möchte ich empfehlen. Ein weiteres Kraut, das oft am Wegrand übersehen wird, ist der Spitzwegerich. Dieser ist einer meiner Lieblingsheilpflanzen. Spitzwegerich hat viele Eigenschaften, er ist schleimlösend, reizmildernd, antibakteriell, abschwellend und entzün- dungshemmend. Alles gute Gründe um ihn in der Erkältungszeit auf Lager zu haben. Wenn sich eine Erkältung ankündigt ist auch ein Bad aus Thymian, Oregano oder Majoran zu empfehlen.

Wie können wir ein solches zubereiten?
Für das Erkältungsbad werden 50–100 g getrocknete Pflanzenteile mit 2 Liter heißem Wasser übergossen und dann etwa 15 Minuten zugedeckt ziehen lassen. In dieser Zeit kann sich die Badewanne schon füllen. Dann siebt man den Pflanzenextrakt in das Badewasser. Das Vollbad sollte nicht länger als 20 Minuten sein. Hinterher bietet es sich an, sich nur abstreifen und in ein großes Badetuch wickeln, nicht abtrocknen damit die Kräuter noch weiter wirken können. Anschließend noch mindestens 1⁄2 Stunde ruhen.

Wenn wir es nun verpassen bei den ersten Anzeichen schon einzugreifen und sich ein trockener Husten oder hartnäckiger Schleim gebildet hat, was können wir dann tun?

Da empfiehlt sich ebenfalls ein Kräutertee aus Anis, Königskerzeblüten, Süssholzwurzel, Kamille, Alant und Pfefferminze. Am effektivsten ist diese Art von Tee, wenn sie mindestens dreimal täglich oder sogar häufiger getrunken werden. Wie wirken denn die verschiedenen Kräuter? Alant hat viele Wirkungen die vor allem bei Husten helfen. Dieses Kraut wirkt auswurf- fördernd, antibakteriell, entzündungshemmend, hustendämpfend, schleimlösend und schweiß- treibend. Auch die Königskerze ist bei Husten nicht zu unterschätzen. In der Naturheilkunde wird sie stets bei Bronchitis, ,Asthma, Husten und Reizhusten sowie generell bei Entzündungen der oberen Luftwege eingesetzt. Im Sommer immer wieder frische Blüten essen! Besonders die Wurzel der Königskerze verfügt über große Schleimmengen. Dieser pflanzliche Schleim legt sich auf die Atemwege und hüllt die entzündeten, gereizten Schleimhäute schützend ein. Die Pfefferminze oder andere Minzen sollten nicht nur wegen des Geschmacks bei keinem Erkältungstee fehlen. Sie wirken abkühlend, ihre antibakteriell, beruhigend, entzündungswidrig und krampflösend Wirkungen helfen uns und darüber hinaus sorgen ihre ätherischen Öle für freie Atemwege. Die Kamille rundet die Mischung der Kräuter nicht nur gut ab, sie wirkt auch antibakteriell, beruhigend, entzündungs- hemmend, harntreibend, krampflösend und schmerzlindernd. Noch ein bisschen Ringel- blume, schon wegen der Farbe, aber auch wegen ihrer Balsamwirkung. All diese Kräuter beruhigen neben ihren hustenstillenden und schleimlösenden Fähigkeiten auch das Nervensystem, verbessern den Schlaf und fördern die Ausscheidung von Giftstoffen.

Sollte die Erkältung auch zu Ohrenschmer­ zen führen, was können wir aus dem Garten, Feld und Wiese verwenden?

Bei uns ist das Johanniskraut im Garten und in der freien Natur in großen Mengen zu finden. An sonnigen Tagen sammeln und mit Öl ansetzen, an einem hellen, warmen Platz zirka 6 – 8 Wochen ziehen lassen und dann in dunkle Flaschen abfüllen. Dieses kann man nicht nur bei Narben oder geschlossenen Wunden sehr gut verwenden, sondern eben auch bei Ohrenschmerzen. Einen Tropfen Johanniskrautöl auf einen warmen Löffel geben und ins Ohr träufeln lassen. Dieses mit Watte anschließend verschließen. Breitwegerichblätter lassen sich zu einem kleinen Stöpsel formen, diesen dann ins Ohr geben, er hat eine entzündungshemmende und abschwellende Wirkung. Sollten Sie kein Kraut oder Öl haben, kann ich nur einen Zwiebelwickel empfehlen. Hierzu wird eine Zwiebel in kleine Stücke geschnitten und in ein Taschentuch gegeben. Dieses Tuch sollte dann auf und hinter das Ohr gelegt werden und am besten mit einem Stirnband fixieren. Nach 1-2 Stunden wieder abnehmen.

Was empfehlen Sie wenn ein Fieber ausbricht?

Der Holunderbeerensaft ist ein sehr guter Vitamin C Lieferant und enthält außerdem noch viele B-Vitamine und Mineralstoffe. Diese Mischung stärkt die Abwehrkräfte des Körpers. Den Holunderbeerensaft sollte man abends so heiß wie möglich trinken und dann direkt ins Bett liegen. So treibt man den Schweiß und damit auch Viren und Bakterien aus dem Körper. Das Fieber senkt sich dann. Auch die weißen Blüten des Holunders wirken fiebersenkend, als Tee oder warmen Saft einfach wunderbar. Ein anders Hausmittel und besonders bei meiner Mama sehr beliebt waren Essig-Wadenwickel. Als erstens wird ein Woll- oder Frotteetuch unter beide Beine
als Unterlage. Anschließend wird ein Baumwolltuch in eine Mischung aus Zweidritteln warmem Wasser und einem Drittel Essig getaucht, gut aus gedrückt und dann glatt um jede Wade herumgewickelt. Darüber kommt ein trockenes Tuch zum Schutz. Bei einem Erwachsenen würde ich die Wickeln 5 – 6 Mal anlegen. Das Fieber kann so gesenkt werden. Mehr belastet den Kreislauf zu sehr. Aufhören sollte man auf alle Fälle, wenn die Füße kalt werden. Bei Kindern sind heiße Himbeeren mit einer Prise Galgantpulver mehr gefragt.

Was wir noch nicht angesprochen haben, sind Halsschmerzen. Diese können ja im Zuge einer Grippe oder ganz separat davon auftreten. Haben Sie hier auch ein Kraut das helfen kann?

Ich nehme frische Salbeiblätter, entweder so kauen oder Tee zubereiten. Salbei habe ich bei den Erkältungskräutern noch nicht erwähnt. Diesen würde ich persönlich nur bei Hals- schmerzen empfehlen. Er wirkt schweiß- hemmend und da bei einer Erkältung ja alles raus sollte, wäre dieser hier nicht ganz richtig. Wer das Aroma des Berggartensalbeis nicht so gern mag, kann sich mit dem Ananassalbei behelfen, er die gleiche Wirkung, schmeckt aber fruchtiger.

Inhaber

Kienle - das Kräuterhotel
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87538 Balderschwang
Deutschland

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